Karriere machen als Mensch

Die Langzeitpflege bietet dir zahlreiche Karrieremöglichkeiten. Zwischenmenschliche Beziehungen bilden das Herzstück. In der Langzeitpflege zu arbeiten, heisst, menschlich und fachlich weiterzukommen. Was das bedeutet, zeigt das Beispiel der Protagonisten des Animationsfilms und der Kampagne «Karriere machen als Mensch», Rosemarie und Livio.

Er ist 23, sie bereits 90 Jahre alt. Er studiert Pflege im Bachelor an der ZHAW Winterthur, sie hat ein bewegtes Leben und erhält zu Hause Unterstützung in ihrem Alltag. Zwei Geschichten, die sich in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens befinden und doch eng verbunden sind. Es geht um das, was die Langzeitpflege einzigartig macht und um den Fokus, den die Kampagne legt, um mehr Menschen für die Berufe in der Langzeitpflege zu begeistern: die Möglichkeit, intensive zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen und Teil von spannenden Lebensgeschichten zu werden.

Rosemarie flüchtete zweimal aus der DDR bis sie in der Schweiz landete

«Mein Vater hat nach dem Krieg, 1948, das berühmte Modeunternehmen ‹Adler› gegründet. Die Firma gibt es immer noch, ist aber nicht mehr in Familienbesitz. Zuerst lebten und arbeiteten wir in Ostdeutschland, in Annaberg, unser Unternehmen war den Behörden schon bald ein Dorn im Auge. Um einer Enteignung durch den Staat zu entgehen, waren wir gezwungen die DDR zu verlassen», erzählt Rosemarie. Es folgten ereignisreiche Jahre, die nicht leicht waren – vom Neuanfang im Westen über die Rückkehr in den Osten zu ihrem Verlobten bis hin zur definitiven Trennung und der erneuten Flucht in den Westen. «Ich musste meinen Sohn zurücklassen. Das war die schwierigste und schmerzvollste Entscheidung meines Lebens», erinnert sich die mittlerweile 90-Jährige. Nach ihrem Umzug in die Schweiz vor 40 Jahren nahm sie ihren Mut zusammen und schrieb ihrem Sohn einen Brief. Umso glücklicher sei sie jetzt, dass sie heute sowohl zu ihrem Sohn, als auch zu ihrer Tochter ein wundervolles Verhältnis pflegt. Dankbar ist sie für jeden Tag und für die professionelle Unterstützung, die sie erhält.
Zur Lebensgeschichte von Rosemarie.

Wie Livio den Weg in die Langzeitpflege fand…

«Rosemarie beeindruckt mich. Sie hat viel und spannende Dinge zu erzählen», meint Livio. «Sie strahlt eine unglaublich grosse Lebensfreude aus, geniesst jeden Tag und ist dankbar, dass sie hier sein darf. Von dieser Lebenseinstellung können wir Jungen viel lernen.» Livio hat seine Ausbildung als Fachmann Gesundheit (FaGe) damals in einem Spital gemacht und kam über viele Abteilungen auf eine Demenzstation. Dort wurde ihm jedoch bewusst, was er wirklich machen will. «Ich habe die Arbeit in der Langzeitpflege schätzen und lieben gelernt. Zwar hat man etwas weniger mit Medizinaltechnik zu tun, dafür umso mehr Zeit für die Menschen», meint der Pflegestudent.

…und warum er geblieben ist

Was bedeutet für Livio Karriere machen als Mensch? «In der Langzeitpflege hat man die Möglichkeit, die Klientinnen und Klienten kennenzulernen – ihre Lebensgeschichten, ihre Hürden und wie man sie aus ihren Krisen herausholen kann. Man wird Teil ihres Lebens», sagt er und führt aus, «die Biographie der Menschen zu kennen und sie auf ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten und es allen Beteiligten so schön wie möglich zu machen, das ist einmalig an der Langzeitpflege.»

Karriere machen als Mensch und im Privatleben profitieren

Man merkt, dass ihm die Langzeitpflege viel bedeutet: «Die Arbeit als Pflegefachperson hilft mir auch im privaten Leben. Ich musste früh erwachsen werden und wurde mit Themen wie dem Tod konfrontiert. Dafür durfte ich viel von älteren Menschen lernen und auch, wie man mit Konfliktsituationen besser umgeht. Ältere Menschen haben Erfahrungen gemacht, über die wir nicht mal nachdenken. Sie haben ein spannendes Leben und sind Vorreiter in vielen Belangen. Das half und hilft mir, zu reifen und mein Leben aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.»

Das Wissen und die Erfahrung weitergeben

Livio lebt die Langzeitpflege und will helfen, die hohe fachliche Qualität zu erhalten und die Branche weiterzuentwickeln. Er möchte sein Wissen künftig weitergeben und als Team- oder Pflegedienstleiter tätig sein. Später sieht er sich auch in der Bildung: «Ich möchte später mein halbes Arbeitspensum dafür aufwenden, Dozent zu sein, und mit dem restlichen Pensum in der Langzeitpflege arbeiten. Es ist mir wichtig, stets aktuelle Beispiele in die Klasse zu nehmen und den angehenden Pflegefachpersonen zu zeigen, was die Langzeitpflege ist. Dadurch möchte ich sie dazu bewegen, auch eine Karriere als Mensch zu machen.»
Zur Berufsgeschichte von Livio.