Aus dem Arbeitsalltag

«Die Langzeitpflege gibt mir menschlich, was ich lange nicht hatte.»

Sujeevan Rajahs Leben war immer geprägt von Veränderungen. Auf seinem Weg musste er einige Neuanfänge wagen. Mit seinem Umzug in der Schweiz hat er dank einem Quereinstieg angefangen in der Langzeitpflege zu arbeiten und kann dort seine ganze Lebenserfahrung in der täglichen Arbeit nutzen – und davon profitieren.

Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf im Norden Sri Lankas. Ich erinnere mich noch gut an die Kultur und an die Farben. Geblieben sind mir auch die vielen Menschen, die auf kleinem Raum zusammenleben und füreinander da sind. Die Kultur in der Schweiz unterscheidet sich diesbezüglich schon. Das fällt mir etwas mehr auf als meiner Frau, die bereits als Baby in die Schweiz kam und hier ihr ganzes Leben verbracht hat.

 

Aller Anfang ist schwer

Als ich 19 Jahre alt war, bin ich wegen dem Krieg von Sri Lanka geflohen. Zuerst suchten wir Unterschlupf in verschiedenen Dörfern, doch irgendwann war es klar, dass ich mit meiner Tante das Land verlassen muss. Der Start in Kanada war nicht einfach, auch wenn das Land Flüchtlingen gegenüber sehr offen ist. Ich kam das erste Mal mit einer neuen Kultur in Kontakt. Darüber hinaus hatten wir Schulden, weil die Flucht teuer war. Doch mit dem kleinen Einkommen von verschiedenen Jobs zahlten wir das Geld schrittweise zurück und ich begann den Vorbereitungskurs für das Biomedizin-Studium. Bereits in Sri Lanka hatte ich als Schwerpunkt in der Schule Bio-Science gewählt. Die Studienwahl war naheliegend und das hilft mir bis jetzt noch in meinem heutigen Beruf als Fachperson in der Langzeitpflege.

 

Dank dem SRK in die Langzeitpflege eingestiegen

Nach sechs Jahren zog ich wegen meiner Frau in die Schweiz. In Kanada habe ich durch die Doppelbelastung mit Studium und Beruf nie Zeit für die Pflege meines Umfelds gehabt. Der Einstieg in der Schweiz fiel mir auch leicht, da ich die westliche Kultur bereits in Kanada kennengelernt habe. Einzig die deutsche Sprache zu lernen, habe ich mir leichter vorgestellt – aber da bin ich weiterhin dran. Nach diversen Jobs, die mich jedoch nie erfüllt haben, bin ich dank einem Kurs des Schweizerischen Roten Kreuzes zur Langzeitpflege gekommen. Das war genau der richtige Schritt.

 

Die Qualität der Ausbildung geschätzt

Ich habe hier in der Fläckematte in Rothenburg (LU) mit einem Praktikum begonnen und bald darauf meine Lehrstelle als Fachmann Gesundheit erhalten. Die Heimleitung hat mich immer unterstützt und sofort erkannt, dass ich wie für diesen Beruf gemacht bin. Bald schon habe ich Verantwortung für die Lernenden und weitere Führungsaufgaben übernommen. Dank meiner Vorbildung fiel mir die Arbeit von Beginn weg leicht und ich muss sagen, die Qualität der Ausbildung ist sehr gut. Ich hatte nie das Gefühl, mit meiner Lehre als FaGe nicht auf den Alltag vorbereitet zu sein.

 

Es ist schön, sich um die Menschen zu kümmern

Neben den fachlichen Aspekten, die mir viel Freude bereiten, geniesse ich vor allem das Miteinander, dass ich mich um ältere Menschen kümmern darf. Es fällt mir leicht, mich auf Menschen einzulassen, denn ich musste mich in meinem ganzen Leben immer auf neue Situationen einstellen. Natürlich ist es für mich auch schön, dass ein grosser Teil meines Berufs davon handelt, mit Menschen zusammen zu sein und mit ihnen zu arbeiten. Mich interessieren ihre Geschichten, was sie erlebt haben. Der schönste Moment in meinem Alltag ist, wenn ich jemanden aufheitern kann und sehe, wie dankbar sie für meine Unterstützung sind.

 

In der Langzeitpflege angekommen, um zu bleiben

Ich habe kurz in der Akutpflege im Spital gearbeitet, doch die Langzeitpflege ist genau das, was ich machen will. Es sind diese langjährigen Beziehungen, die diesen Beruf einmalig machen. In der Langzeitpflege zu arbeiten gibt mir etwas zurück, dass ich in meinem Leben lange nicht gehabt habe. Ich darf nun diese tiefen Bindungen zu Menschen erleben, das macht mich glücklich. Mit den vielen Veränderungen war das zuvor schwierig. Es war für mich auch immer klar, dass ich mich in diesem Berufsfeld entwickeln möchte. Deshalb beginne ich im August 2021 auch ein Studium am Xund Bildungszentrum Gesundheit, um die Ausbildung zur Pflegefachperson zu absolvieren.